Fragen an Mikos Meininger, Künstler

Heute möchte ich Euch den Potsdamer Künstler Mikos Meininger vorstellen. Er ist Mitbegründer des Kunsthaus sans titre in Potsdam und hat 2020 ein Denkmal zur Wendezeit in Potsdam geschaffen.

Foto Kathleen Friedrich

Hallo Mikos,

ich freue mich, dass Du Zeit für meine Fragen hast. Was sollte man von Dir wissen ?

Vielleicht das es das Abenteuer an sich ist, was mich reizt. Ich mag es mich neuen Anforderungen, Situationen zu stellen und neue Erfahrungen zu machen. Dieser Prozess ist mir dabei immer das Wichtigste. Ich selbst bezeichne mich als Materialbefrager. 

Das führt mich zu meiner nächsten Frage. Du bist Maler, Grafiker und schaffst Skulpturen. Welche „Betätigung“ ist Deine liebste. Wenn man das überhaupt sagen kann.

Eigentlich komme ich aus der Grafik und der Malerei. Doch seit zehn Jahren habe ich mich intensiv mit der Skulptur beschäftigt. Ich liebe es mit den Händen zu arbeiten. Dieser Prozess ist bei der Skulptur ein direkter, ein unmittelbarer. Aber alle Bereiche haben ihre Zeit…

Ich habe in den 90iger Jahren zum ersten Mal von Dir gehört, das war zur HERZATTACKE – Zeit. Welche Rolle hat sie für Dich gespielt?

Durch die HERZATTACKE kamen die Einflüsse von Texten und Lyrik in mein Schaffen. Diese inspirierten mich zu einer „poetischen Malerei“. Zum anderen machte ich Bekanntschaft mit vielen schreibenden und bildenden Künstlern, es entstand so ein wertvolles Netzwerk. Die HERZATTACKE ist ein Baby von mir. Ich war seit Stunde Null dabei und es gibt sie heute noch. Nach nun 32 Jahren sind mittlerweile 105 Ausgabe erschienen.

Heute lebst und arbeitest in Potsdam. Wie ist es dazu gekommen ?

2004 ist meine Tochter Laila geboren worden. Da lebte ich noch in Berlin. 2006 ergab sich eine Möglichkeit in Potsdam direkt am Wasser zu wohnen. Alles passte irgendwie.

Dein Atelier befindet sich im Kunsthaus sans titre, das Du mitbegründet hast. Wie sind die Arbeitsbedingungen und welche Freiheiten hast Du?

Ich hatte schon zahlreiche Ateliers in Berlin und Umgebung, brauchte also auch eines in Potsdam. Mit Chris Hinze gründete ich dann 2009 das Kunsthaus sans titre. Es war reinste Pionierarbeit in Sachen zeitgenössische Kunst. Wir organisierten zahlreiche Ausstellung und sanierten das marode Gebäude Stück für Stück. Es war ein „Tanz auf dem Seil“, aber wir wagten das fast Unmögliche. Seither habe ich in dem Haus ein großzügiges Atelier. Das Haus selbst wurde zu einer wichtigen Adresse für Gegenwartskunst mit einer Bekanntheit weit über die Grenzen Deutschlands weg.

Potsdam verändert sich rasant. So wird um das Kunsthaus gebaut, wie man es auf dem Foto vom Sommer 2020 sieht. Wie gehst Du mit Veränderungen um? 

Veränderung, das ist das was immer passiert. Sie birgt Risiken, aber auch jede Menge Chancen. Wichtig ist es in großen Zusammenhängen zu denken, und vor allem immer GROSS-DENKEN. Es wird auch große Veränderungen hinsichtlich dem „sans titre“ geben. Ein Teil des Hauses wird abgerissen werden. Ein Neubau wird die Sicht auf das Gebäude vollends versperren. Wir sind in Gesprächen mit unserem Vermieter um einen großen Teil des Neubaus, ebenerdig, zu günstigen Konditionen hinzu zu mieten. Im Grunde verlieren wir keine Mietflächen. Der Baubeginn ist gegen Ende 2023 zu erwarten. Für die Zeit danach gibt es schon Pläne…

Das hört sich toll an. Ich hatte schon die Sorge, dass das Kunsthaus sans titre aus dem öffentlichen Raum verschwindet. Mir gefällt das niedrigschwellige Angebot, keine Selbstverständlichkeit in Potsdam.

Zurück zu Deiner Arbeit, die 2020 auch von politischen Ereignisse geprägt war. Ich spreche vom „Wendedenkmal“. Ist das der richtige Name?

Der richtige Name ist „Denkmal für die Potsdamer Demokratiebewegung im Herbst 1989“. Ich freue mich, den Wettbewerb für das Denkmal gewonnen zu haben und es mit der Hilfe Vieler umgesetzt zu haben. Mir war es wichtig Zeitzeugen in den Prozess der Entstehung und letztlich in das Denkmal selbst ein zu beziehen. Ich denke, das ist mir gelungen. Schuh- beziehungsweise Fußabdrücke von Zeitzeugen befinden sich auf den gusseisernen Platten, die die Ziffern 4.11.1989 abbilden. Zudem gibt es eine Webseite zum Entstehungsprozess, der Geschichte, und Interviews mit Zeitzeugen. (https://www.potsdamer-demokratiebewegung89.de/)

Wie hat Dich die große Bürgerbeteiligung beeinflusst?

Ich habe versucht den Prozess der Entstehung des Denkmals sehr transparent zu gestalten. Es fand eine Ausstellung mit dem Titel „WERKSTATT DEMOKRATIE DENKMAL“ im Kunsthaus sans titre statt, fünf Fotografen zeigten Fotografien aus der „Wendezeit“ und Zeitzeugen waren aufgerufen ihre Schuh – beziehungsweise Fußabdrücke für das Denkmal zu hinterlassen. Der Prozess der Entstehung des Denkmals konnte von jedem miterlebt werden.

Ich habe auf dem Luisenplatz Fotos gemacht. Wird es in der Zukunft Hinweise auf das Denkmal geben? Ich musste länger suchen um es zu finden, auch weil die parkenden Autos leider den Blick verstellen.

Die Situation auf dem Luisenplatz hat sich seit Corona sehr verändert, weil der Platz zu einem Behelfsparkplatz für das Josefs Krankenhaus wurde. So ist auch das Denkmal mit einem Schutzzaun umgeben worden. Eine Einweihungsfeier war nicht mehr möglich. Wir hoffen nun, dass diese im Frühjahr 2021 stattfinden kann. Hierfür wird dann auch das phosphorzierende Epoxidharz in die Buchstaben gegossen und QR-Codes in der Größe der Pflastersteine auf den Boden gebracht, die zur Webseite des Denkmals führen.

Ich muss Dich leider auch nach Corona fragen. Normalerweise bist Du allein bei Deiner Arbeit.

Nach dem Denkmal habe ich mir selbst und schließlich auch Corona eine Pause verordnet. Natürlich gibt es viel zu tun, so zum Beispiel die Projekte mit den Großskulpturen „Sieben Wirbel“, den Baumskulpturen „Zärtlichkeit“, aber auch die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung in der Brennabor Kunsthalle in Brandenburg. Das Kunsthaus allerdings bleibt geschlossen. 

Apropos Brandenburg. Seit ich in Potsdam wohne, bin ich ab und zu wieder dort. Ich konnte aber herausfinden, ob die Ausstellung stattfindet oder verschoben wurde?

In Brandenburg gibt noch eine Ausstellung, die bereits aufgebaut, die erste sein wird, und meine dann die zweite. Im Moment peilen wir den Mai an. 

Sicher gibt es einen Traum, den Du verwirklichen möchtest ?

Es gibt so einige, nennen wir sie Träume. Künstlerisch sind das die Installation „Sieben Wirbel“ in Beton, welche ich auf fünf Kontinenten dieser Erde verwirklichen will hat. Ein jeder hat etwa einen Durchmesser von 3 m und wiegt etwa 2 Tonnen. Und dann ist da die „Große Zwillingswoche,“ mit einer Länge von 30 Metern und einer Höhe von 7 Metern. Hierfür wollen Investoren und Möglichkeiten gefunden werden.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei der Suche. Danke, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast.

Die Webseite von Mikos Meininger findet man hier. 

 

 

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