Endlich schaffe ich es über eine tolle Ausstellung zu berichten, deren Besuch zwar eine Weile her, mir aber nicht aus dem Kopf geht. Ich rede von „Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“, die seit April 2016 im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen ist.
Ironie des Schicksals, dass sie gerade jetzt läuft, wo Volkswagen in der Krise steckt und damit die Stadt und die Menschen, die vom Konzern abhängig sind. Das man beides nicht von einander trennen kann, auch damit beschäftigt sich ein Teil der Ausstellung. Als Besucher wird man durch die Stadtgeschichte geführt, interessante Objekte, Urkunden, aber auch Fotos und Plakate gehören dazu und einige von ihnen, machen den Wahnsinn in der Nazizeit und die Überheblichkeit nach dem Krieg sichtbar.
Was mir aber am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist (Überraschung) die gigantische Installation von Julian Rosefeldt. Gigantisch, denn zu seinem Exponat gehören:
40 Container aus dem Braunschweiger Hafen (Julian Rosefeldt „Midwest“)
9 Autos vom Wolfsburger Schrottplatz (Julian Rosefeldt „Midwest“)
2 Kinos (Julian Rosefeldt „Midwest“ / „Museum König Nordhoff“)
All das findet man in einer großen, düsterer Halle, die 40 Schiffscontainer stehen dort, Schotter liegt auf dem Boden, echtes Unkraut wächst.
Making-of „Midwest“, 2016
Foto: Marek Kruszewski
© Julian Rosefeldt, © VG Bild-Kunst, 2016
Als Besucher kämpft man sich durch die Dunkelheit und Enge, um dann auf ein verlassen wirkendes Autokino zu stoßen. 9 ausrangierte Wagen, auf einer großen Fläche läuft ein Gangsterkurzfilm in Dauerschleife.
Alles ist mehr Schein als Sein, die Spiegelungen wirken verblüffend echt, man erkennt sein eigenes Ebenbild oft erst im letzten Moment.
Mein Lieblingsmotiv in der großen Halle ist der „Midwest“-Kiosk.
Mich erinnert das Ganze an Edward Hoppers Gemälde.
Die Installation stammt wie gesagt von Julian Rosefeldt, der auf den folgenden Foto zu sehen ist.
Julian Rosefeldt in seiner Installation „Midwest“, 2016
Foto: Marek Kruszewski
© Julian Rosefeldt, © VG Bild-Kunst, 2016
Es war nicht einfach nach diesem Teil der Ausstellung wieder „zurückzufinden“. Eine kleine Auszeit bietet der Japangarten, dort kann man etwas durchatmen und dann den nächsten Teil der Ausstellung in Angriff nehmen. Mich persönlich hat die Geschichte von Volkswagen interessiert, die ich zum größten Teil nicht gekannt habe.
Heinrich Nordhoff und sein Werk, 1955
Foto: Reinhold Lessmann
© Volkswagen Aktiengesellschaft 2016
Es ist ungerecht von mir, hier ein paar Beispiele herauszustellen, denn andere Besucher sind wahrscheinlich von anderen Exponaten beeindruckt (mehr dazu auf der Webseite des Museums ).
Auch deshalb kann ich nur empfehlen – hinfahren und anschauen !
Ich hatte Glück, dass uns der Museumsdirektor Ralf Beil durch die Ausstellung führte. Vielen Dank an ihn und das Museum für dieses Erlebnis.
Adresse und Öffnungszeiten:
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
Dienstag bis Sonntag: 11 Uhr – 18 Uhr
Eintrittspreise: 8 EUR | 5 EUR (ermäßigt)
Webseite des Museum: www.kunstmuseum-wolfsburg.de/
Ich habe ein paar Bilder während der Führung durchs Museum gemacht. Die anderen Fotos stammen vom Kunstmuseum. Alle Bilder unterliegen den Copyright-Schutz.
Das Beitragsbild ist zeigt einen Teil der Rauminstallation von Rémy Markowitsch
Nudnik. Forgetting Josef Ganz , 2016
Courtesy Galerie Eigen+Art
Foto: Marek Kruszewski