In der Kyritz-Ruppiner Heide
Endlich, dachte ich. Schließlich sind aller guten Dinge drei und vielleicht würde ich diesmal die lilablühende Heide sehen. Im vergangenen Jahr war es der Regen und in diesem Jahr die Trockenheit, die die Natur und damit auch meinen Terminkalender durcheinander brachte. Also wieder nichts mit dem lilafarbenden Naturwunder, statt dessen Märkischer Sand wie er im Buche steht. Trotzdem beeindruckt mich die Heidelandschaft mit ihrer Weite und den tiefhängenden Wolken immer wieder.
Zumal wenn man die Vergangenheit der Heide bedenkt, denn früher kreisten hier Kampfflugzeuge, heute, wenn man Glück hat, Seeadler. Da die Kyritz-Ruppiner Heide jahrelang als Truppenübungsplatz genutzt wurde, konnte sich eine einzigartige Natur mit zahlreichen seltenen Tier und Pflanzenarten entwickeln.
Heidelandschaften waren früher in Europa weit verbreitet. Heute gibt es nur noch wenige große Heideflächen. „Die Kyritz-Ruppiner Heide ist mit knapp 12.000 Hektar eine der größten zusammenhängenden Heidegebiete mit Callunaheide in Europa. Durch die militärische Nutzung als sogenanntes ‚Bombodrom’ bis zum Anfang der 90er Jahre konnte sich eine beeindruckende Vegetation mit zahlreichen seltenen und stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten entwickeln, so dass die Heide heute nationale Bedeutung hat“, berichtet Mike Laskewitz, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz e.V. Mehr als 9.000 Hektar der Heide erhielten zudem unter der Bezeichnung „Wittstock-Ruppiner Heide“ den Fauna-Flora-Habitat (FFH) und unterstehen damit dem höchsten europäischen Naturschutzstatus. 4.000 Hektar des FFH-Gebiets wurden in das Nationale Naturerbe aufgenommen und stehen damit unter dauerhaftem Naturschutz.
Da es in manchen Gebieten der Heide noch Munitionsreste gibt, sind nicht alle Teile besucheröffentlich. „Die sogenannte Südspange dieses ehemaligen Truppenübungsplatzes wurde vorletztes Jahr für Wander- und Trekkingtouren innerhalb der Wegemarkierungen auf eigene Faust freigegeben. Besonders spektakulär ist der Ausblick über die Heide vom Sielmann-Hügel aus. Die freigegebenen Wege der Südroute in der Kyritz-Ruppiner Heide sind in der Radwander- und Wanderkarte Kyritz-Ruppiner Heide dargestellt, die man unter anderem in den Touristinformationen Wittstock und Kyritz kaufen kann“, so Mike Laskewitz.
Der Sielmann-Hügel
Nach einer kurzen Einführung machen wir uns auf den Weg zum Sielmann-Hügel. Von dort hat man eine schöne Sicht auf die Heide und es gibt ein wenig Action, wenn man mag. Denn Natur- und Landschaftsführer sorgen mit Angeboten wie regionalen Picknicks auf dem Sielmann-Hügel, Rad-, Nordic Walking-, Wander- oder Kräuterwandertouren für ein einzigartiges Erlebnis in der Heide.
Zu ihnen gehört auch Andree Kienast, mit dem ich mich etwas ausführlicher unterhalten konnte.
Er bietet zum Beispiel Sternführungen an. „Wenn die rote Abenddämmerung dem Schein des Mondes weicht und das leise Summen der Ziegenmelker durch den sanften Flügelschlag der Fledermäuse abgelöst wird, eröffnet sich über der Heide ein besonders beeindruckender Anblick. Bei klarem Wetter sind selbst schwach leuchtende Sternenbilder zu erkennen. Hier stören weder Ortschaften noch Straßen oder künstliche Lichtquellen den natürlichen Nachthimmel. Eine fast andächtige Stille legt sich dann über die Landschaft, während die leisen Schönheiten am Nachthimmel zu bewundern sind“, erzählt Andree Kienast. Da wir „leider“ tagsüber in der Heide waren, hat Andree mir vor allem die Schmetterlinge gezeigt, die man dort sehen kann. Sie sind klein und schnell, aber vielleicht könnt Ihr sie auf dem Bild erkennen.
Im Hintergrund dreht jemand auf dem Fatbike seine Runden. Auch das kann man ausleihen.
Uns hat der Ausflug in die Ruppiner Heide gut gefallen, ich werde im nächsten Jahr versuchen eine Sternenführung zu machen. Und vielleicht blüht dann auch die Heide.
Anreise:
Die Kyritz-Ruppiner Heide befindet sich im Landkreis Ostprignitz-Ruppin zwischen den Städten Wittstock, Röbel, Rheinsberg, Neuruppin und Kyritz. Die Orte Neuglienicke, Pfalzheim, und Rossow, die unmittelbar am freigegebenen südlichen Rand der Kyritz-Ruppiner Heide liegen, sind durch ausgeschilderte Wanderwege verbunden.
Mit der Bahn: Neuruppin, Rheinsberg und Wittstock/Dosse sind mit der Regionalbahn direkt ab Berlin zu erreichen.
Mit dem Auto: Die Autobahn A24 führt von Berlin in Richtung Kyritz-Ruppiner Heide.
www.dieprignitz.de
www.kyritz-ruppiner-heide.de