Fragen an Matthias Kiefel, Karikaturist und Grafiker

Heute möchte ich Euch Matthias Kiefel vorstellen, der als Karikaturist u.a. für die zitty, den Eulenspiegel und das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels arbeitet. Ich habe das Gespräch schon vor einiger Zeit geführt, denke aber, dass es noch aktuell ist.

Hallo Matthias,  schön, dass Du etwas Zeit für meine Fragen hast.

Deine Homepage (http://www.kiefel-cartoon.de) ist recht minimalistisch gehalten. Man bekommt nur ein paar Fakten zu Deiner Arbeit als Karikaturist mitgeteilt.

Verrätst Du mir ein wenig mehr über Dich?

Die Homepage soll nur meine Cartoons präsentieren. Also das was mir am Herzen liegt.

1960 in West-Berlin geboren. Abitur, Studium Industrial-Design, Grafiker in Werbeagenturen. Zeichnen hat mir mein Leben lang Spaß gemacht und irgendwann in den 70igern habe ich angefangen witzige Zeichnungen zu machen, das hält bis heute an.

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Auf einer Internetseite steht, dass Du Industrial Design studiert hast. Ich stellte mir darunter das Entwerfen von Möbeln oder Geschirr vor. Stimmt das? Gibt es einen Entwurf von Dir, der Dir besonders am Herzen liegt?

Deine Vorstellung ist vollkommen richtig. Da muss ich etwas weiter ausholen: Vor dem Studium gab es eine Aufnahmeprüfung bei den beiden Fachrichtungen „Visuelle Kommunikation“ (Grafik) und „Industrielle Formgestaltung“ (Industrial Design) auf der HdK, die sich in zwei Teile gliederte. Der erste Teil war bei Grafik eine Mappenabgabe und bei Industrial-Design eine Hausaufgabe. Beide erste Teile habe ich bestanden und wurde zum zweiten Teil eingeladen, eine 3 tägige Prüfung im Fachbereichsgebäude ohne Ausweichtermin. Ich habe mich für Industrie-Design entschieden, da ich hier mit verschiedenen Materialien arbeiten konnte, das Zeichnen kann ich ja nebenbei machen, dachte ich mir. So kam es und ist es geblieben.

Schon während des Studiums habe ich festgestellt, dass Industrie-Design Projekte unheimlich langwierige Sachen sind und habe auch deshalb kleine grafische Arbeiten nebenbei gemacht. Das ging schneller, man sah ein schönes Endprodukt in kurzer Zeit. Ich habe letztendlich nie in einem Industrie-Design Büro gearbeitet, sondern nur Grafik gemacht, meist in kleineren Werbeagenturen – bis heute und nebenbei das Zeichnen von Cartoons.

Zurück zur Frage, welcher Entwurf mir am Herzen liegt. Das kann ich nicht beantworten, denn ich richte den Blick nicht gern zurück, sondern eher auf das was Gerade passiert. Mich treibt das Machen an, das liegt mir am Herzen.

Dein erster Cartoon erschien in der „zitty“, wo Du ja heute noch immer veröffentlichst. Wie kam es dazu ?

1981 im Januar erschien mein erster Cartoon bei „zitty“. Nach dem Abitur dachte ich mir, warum sollten meine Cartoons nur für die Schublade sein. Also ging ich zur „zitty“ Redaktion und zeigte sie ihnen. Sie druckten dann in der nächsten Zeitschrift 2 Cartoons. Irgendwie habe ich aber nicht begriffen, dass man immer wieder Cartoons abliefern muss, damit sie gedruckt werden. Letztendlich verlief das ganze dann im Sande.

Veröffentlichen tue ich heute fast ausschließlich im „Eulenspiegel“, in Anthologien des „Lappan“-Verlages und Kalendern. Im Jahr 2012 durfte ich das ganze Jahr für das „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“ das Finale zeichnen – das war wie ein 6er im Lotto!

Wow. Das Börsenblatt erscheint ja wöchentlich und hat eine konstante Leserschaft.
Ich kenne aber auch KollegInnen, die sich die Zeitschrift nur wegen des Cartoons ansehen. War das allgemeine Thema „alles ums Buch“?

Im weitesten ja, aber auch Musikverlage gehören z. B. dazu. Es geht um die inhaltlichen Sachen, und da hat Deutschland zumindest eine große Breite an Fachbuchverlagen.
Von Leuten die das Börsenblatt von hinten lesen (da ist nämlich der Cartoon), davon habe ich auch schon gehört. Nur ist mein Freundeskreis nicht im Verlags- oder Buchhandelsgeschäft und somit habe ich keine Rückkopplung, ob sie das witzig finden oder nicht.

Wie muss man sich die Arbeit eines Karikaturisten vorstellen. Hast Du eine Idee und fängst an zu zeichnen und gehst dann mit dem Ergebnis zur Zeitschrift?

Genau! Nur dass man heute das ganze per Mail schickt.

Was würde sich ändern, wenn Du das hauptberuflich machen würdest?

Meine Einkommenssituation: Würde gegen Null gehen!

Nach der Wende hast Du auch im Eulenspiegel veröffentlicht. Gibt es einen Unterschied zwischen Ost- und Westhumor?

Im „Eulenspiegel“ veröffentliche ich ja noch heute (siehe oben). Was meinst du mit West- und Osthumor? – in Deutschland oder Europa? In Deutschland ist das überhaupt kein Thema.

Meine Frage zielte auf das Publikum. Aber vielleicht haben wir inzwischen auch einen gesamtdeutschen Humor?

Humor ist immer individuell, das hat bestimmt mit der Persönlichkeit jedes Individuums zu tun. Sind die Cartoons themenspezifisch, wie im „Börsenblatt“, sollte der Leser mit dem Thema vertraut sein sonst versteht er ihn vielleicht inhaltlich nicht und die Pointe verpufft.
Auf Deiner Webseite weist Du auf „Cartoonair am Meer“ in Prerow hin. Was ist das Besondere an dieser Ausstellung?

Eine Abwechslung zur tollen Gegend, denn Gegend gibt’s da viel. Eine Bereicherung des Urlaubsortes. Das Auge des Urlaubers kann sich dann von der Fernsicht bis zum Horizont mal erholen und der eine oder andere Cartoon regt die Lachmuskeln oder auch die grauen Zellen an. Das Konzept hat sich bewährt, wenn man sich die Besucherzahlen ansieht. Außerdem ist es eine der wenigen Möglichkeiten, dass sich die Zeichner zum Abschluss der Veranstaltung (dieses Jahr vom 13. – 15.9.2013) zur Finissage treffen. Am Samstag ist „Schauzeichnen“ für die Besucher während der Abschlussveranstaltung und Möglichkeit sich das Buch zum Thema von den anwesenden Zeichnern signieren zu lassen. (www.cartoonair-am-meer.de)

Wie wichtig ist der Kontakt mit der Außenwelt und Lesern? Holst Du Dir dort auch Inspirationen?

Ich bin ja ganz normal (wer behauptet das nicht von sich!) und habe Kontakt, dann bin ich im normalen vollzeitigen Berufsleben. Klar, das alles was einen umgibt Inspirationsquelle ist, was ich auch verarbeite. Leser kenne ich nicht, vielleicht hätte ich Kontakte zu ihm, wenn ich bei sozialen Netzwerken wäre, aber das lehne ich noch bewusst ab.

Du hast gesagt, dass Du im Jetzt und Heute lebst, gibt es trotzdem Projekte, die Du planst oder Dinge, die Du als Künstler gern machen möchtest?

Natürlich, darüber rede ich nicht. Sollten sie nur Träume oder Ideen bleiben heißt es, ich wäre ein fauler Sack, außerdem würden sie mich jetzt unter Druck setzen, denn das Leben hat noch weit aus mehr zu bieten und wer weiß, wo es einen noch hintreibt.

Eins ist klar. Durch meine Cartoons habe ich viele Gleichgesinnte getroffen und neue Freundschaften sind entstanden. Sie haben mein Leben bereichert. Ich wünsche mir, dass das so weitergeht.

Vielen Dank für das Gespräch und die Cartoons, die ich posten darf. Wer sich für Deine Arbeit interessiert, sollte sich auf jeden Fall Deine Webseite ansehen. Dort gibt es auch eine Galerie mit Deinen Arbeiten. Empfehlen möchte ich auch die Seite des Cartoon Journals (www.cartoon-journal.de) und die des Lappan-Verlag hinweisen (www.lappan.de).

 

 

 

 

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